Anfang Oktober führte Pfarrer Matthias Taatz drei Projekttage in der Pfarrscheune und der Schenkenberger Kirche durch. Besucht wurden diese von Schülerinnern und Schülern der 9. Jahrgangsstufe der Delitzscher Erasmus-Schmidt-Oberschule, die das Fach Ethik für sich gewählt hatten. Das Thema lautete: „Geboren werden und sterben… da sind wir alle gleich.“ Dazu hatte sich Matthias Taatz besondere Gäste eingeladen: Andra Bothur und ihr Team vom gleichnamigen Bestattungsinstitut in der Loberstadt. Schon allein diese „Mischung“ verrät, dass es an den drei Tagen um das Thema Tod und Sterben ging – und dies aus geistlicher und weltlicher Sicht. Nachdem es zu Beginn einen Info-Film und erste Gespräche in der Pfarrscheune gab, wurden dann alle Schüler in die Kirche geführt. Hier hatte Andra Bothur einiges an Bestattungsequipment aufgebaut. Dazu gehörte z. B. ein offener Sarg, eine Urnentrage, verschiedene Urnen, ein Kindersarg sowie Dekorationsmaterial rund um die Bestattung.

Ein eher ungewohntes Bild aus der Schenkenberger Kirche. Pfarrer Matthias Taatz hatte Ethik-Schüler der 9. Klassen zu drei Projekttagen eingeladen. Fotos: Andreas Bechert
Pfarrer Matthias Taatz erzählte von seinen Erfahrungen aus seiner jahrzehntelangen Praxis als Seelsorger der Schenkenberger Kirchengemeinde. Im Mittelpunkt standen solche Fragen: Wie gehen 15-Jährige mit dem Thema Tod und Sterben um? Für sie ist das ja noch weit weg. Ist das für sie überhaupt ein Thema? Matthias Taatz: „Absolut! Auch wenn der eigene Tod in diesem Alter noch weit entfernt erscheint, ist das Thema Tod und Sterben für 15-Jährige sehr wohl relevant und wird oft intensiv und auf eine Weise verarbeitet, die sich von der von Erwachsenen unterscheidet.“ Mit 15 Jahren befinden sich Jugendliche kognitiv auf der Stufe von Erwachsenen, was bedeutet, dass sie den Tod als endgültig und unausweichlich begreifen. Gleichzeitig stellen sich ihnen in dieser Entwicklungsphase, in der sie ihre Identität und ihren Platz in der Welt suchen, große Sinnfragen – z. B. „Welchen Sinn hat mein Leben?“ oder „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“.

Bestattermeisterin Andra Bothur (rechts) zeigte verschiedene Urnen und einen Kindersarg.
Auf all diese Fragen wollen die Projekttage eine erste Antwort geben. Es ist gewollt ein niederschwelliges Angebot für die jungen Menschen, sich außerhalb von Schule und Elternhaus mit diesen Themen zu beschäftigen. Übrigens funktioniert die Zusammenarbeit Taatz-Bothur schon seit vielen Jahren sehr gut, da der Inhalt dieser Projekttage fester Bestandteil im jährlichen Konfirmandenunterricht ist. Und da an den drei Tagen die Kirche mit diesen Exponaten der Bestatter bestückt war, wurden auch die Gemeindemitglieder und alle Interessierten zu einem Info-Abend mit anschließend offener Gesprächsrunde eingeladen. Dieser war gut besucht und sollte dazu beitragen, die eigene Sicherheit mit dem Thema „Tod“ zu finden. Die Fragen reichten von „Was ist bei einer Trauerfeier möglich?“, bis hin zu „Welche Bestattungsarten gibt es überhaupt?“.

Am offenen Sarg. Rechts stehen Finn Grundmann (ausgelernte Bestattungsfachkraft) und Fabio Bothur (Bestatter im 3. Lehrjahr).
Besonders das Thema: „Wie kann ich meiner Trauer Ausdruck verleihen?“ wurde von Andra Bothur bei den Projekttagen gefühlvoll aufbereitet. Dabei hatte jede Klasse die Möglichkeit, eine Urne mit Bildern und Motiven ihrer Wahl zu bemalen. Das diese Option überhaupt besteht, wussten die wenigsten der Oberschüler. Das Angebot wurde auf kreative Art und Weise gerne angenommen. Im kommenden Jahr werden sicher wieder diese spannenden Projekttage in der Schule angeboten werden. Andreas Bechert