Wie so viele unserer schönen alten Dorfkirchen hat auch die Kirche zu Groß-Lissa (wie man früher sagte) eine bewegte Baugeschichte hinter sich. Alles beginnt im frühen zwölften Jahrhundert mit der Errichtung eines Kirchturmes aus dem rotbraunen Porphyrsteinen der weiteren Umgebung des Petersberges bei Halle. Die Ecksteine am Turm in ihrer unterschiedlichen Höhe auf der Westseite und auf der Ostseite des Kirchschiffes machen deutlich, dass das Kirchschiff zeitgleich mit dem Turm erbaut wurde. Sicher wird der Turm auch wehrhafte Aufgaben gehabt haben, ein so genannter Wehrturm ist aber bis jetzt nicht deutlich nachweisbar. Das Jahr 1158 erwähnt in einer Urkunde, die im Umfeld des Kaisers Barbarossa ausgestellt wurde, Kirche und Ort und diente so als Grundlage dem 850. Jubiläum der Ersterwähnung von Lissa, das 2008 gefeiert wurde. An das romanische Kirchenschiff mit einer schlichten Holzbalkendecke schloss sich vermutlich ein romanischer Chor mit vorgelagerter Apsis an. Letztere musste aber später einem gotischen Choraufbau weichen, der heute noch das Bild der Kirche prägt. Sein genaues Baudatum ist nicht mehr zu ermitteln und wird wohl im ausgehenden 15. Jahrhundert gewesen sein. Auf der Nordseite finden wir eine Sakristei mit einem schlichten Sakramentshäuschen und einer gegenüberliegenden Priscina für die Entsorgung der in der Liturgie gebrauchten Flüssigkeiten in geweihte Erde. Im gotischen Chor selbst findet sich ein weiteres Sakramentshäuschen, das heute steinsichtig ursprünglich polychrom gefasst war und den Erzengel Michael zeigt, dem beide Arme verloren gegangen sind. Von Anbeginn an war die Kirche dem Heiligen Michael geweiht, dessen Abbild wir auch im Schlussstein des gotischen Chores finden und mit dem Drachenkampf das Thema vom jüngsten Gericht in den Blick des Betrachters lenkt.
Als dem Schutzheiligen der Deutschen weist er uns auf die Gründung des Ortes durch deutsche Siedler hin, die sich neben dem slawischen Rundling Klein-Lissa hier niederließen. Der Besitzer des Rittergutes Lissa errichtete als Patronatsherr einen schönen und auch repräsentativen Kirchenraum. An der Südseite findet sich eine Vorhalle, die aus dem Beginn des 16. Jahrhundert stammt, wie an so vielen Kirchen als Leichenhalle benutzt wurde und heute als Eingangshalle der Gemeinde dient, während die schmalere Südtür im Chorraum ungenutzt vorhanden ist. Die älteren Türen weisen mit ihren Beschlagspuren auf einen wiederholten Einbau hin. Auch die Decke des Turmgeschosses über der defekten Rühlmannorgel trägt wie der Chorraum ein Netzgewölbe, dass sich auf vorgelagerten Strebepfeilern abstützt. Das Netzgewölbe über der Orgel wurde jüngst erst instandgesetzt – die Orgel aus diesem Grund demontiert und die Pfeifen auf den Emporen eingelagert. Die Orgel wurde 2018 restauriert und im Oktober 2018 feierlich eingeweiht >> Orgeleinweihung in Lissa. Die drei Chorraumfenster sind bis auf das Ostfenster schlicht. Das Ostfenster zeigt eine Christusdarstellung in gefärbter Bleiverglasung als Stiftung aus dem Jahr 1894. Vor einigen Jahren wurde die Kirche gründlich restauriert und verändert. Von der zwischenzeitlichen barocken Innenraumgestaltung ist nichts mehr vorhanden. Wir sind über ihr Aussehen aber durch drei Photographien des Restaurierungsjahres unterrichtet und ersehen aus ihnen, dass der Chorbogen erweitert wurde unter Erneuerung von zwei romanischen Kämpfern mit einem Schachbrettmuster, die den oben erwähnten bereits romanischen Chorraum nahelegen. Die Empore wurde zu einer dreiseitigen Hufeisenempore verändert.
Die Kirche erhielt ein neues Gestühl und einen schlichten Altaraufsatz. Alles in einem dunklen Holzton dem Empfinden der Zeit entsprechend, wie auch die an der Nordseite aufgestellte Kanzel. Die Innenausmalung des Chorraumes war sehr farbig fröhlich. Sie ist zwar nicht mehr erhalten – aber gut dokumentiert. Die letzte Erhaltungsrenovierung fand am Ende der achtziger Jahre unter großem Einsatz der Lissaer Einwohner statt. Auf dem Turm hängen drei Glocken. Zwei stammen aus dem Jahr 1431, die dritte als Tauf- und Begräbnisglocke extra geläutet aus dem Jahr 1437. Der Turm, der schwere Risse aufwies, konnte durch die große Hilfe der öffentlichen Hand und Spenden der Gemeinden nach 1990 gesichert und erneuert werden. Vor einigen Jahren erfolgte die Überarbeitung des Dachstuhles, die Neueindeckung des Daches und die Überarbeitung des Außenputzes. In diesem Zusammenhang wurde auch die Holzbalkendecke des romanischen Schiffteiles in der Fassung von 1894 repariert. Wann dann eine umfassende Innenrenovierung erfolgen kann, steht noch dahin. Auf jeden Fall ist verabredet, die Kirche von Lissa auf den Stand von 1894 zu bringen, weil wir eine selten gute Unterrichtung über ihr Aussehen aus diesem Jahr haben. Am Schönsten aber ist die Kirche schon heute vor allem dann, wenn die Gemeinde sich in ihr versammelt zu den Gottesdiensten im Jahres- wie im Lebenslauf: Sonntag für Sonntag, zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Dann erklingt das Bekenntnis zu unserem Herrn und Heiland Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen unter dem Segenswort des allmächtigen Gottes wie schon seit über 850 Jahren an diesem Ort in Danksagungen des Lebens, in Tröstungen des Todes, im Blick auf seine Ewigkeit.
Fotos von der Lissaer Kirche gibt es hier >> Fotogalerie
Ein besonderes Orgel-Juwel ist in der Kirche in Zaasch zu finden – die Geissler-Orgel aus dem Jahr 1858. Sie ist die 13. Orgel aus der Eilenburger Werkstatt von Conrad Geissler – mit zwei Manualen und 12 klingenden Registern.
Im Mai 2022 bekam der GKR in Laue einen Scheck i. H. von 250.000 EUR. Das Geld stammt aus dem Altvermögen der DDR-Parteien und wird nun zur Sicherung der Kirche genutzt.
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